Die Vorgeschichte des Tocklerhofs 

        oder:

Die lange Suche nach einem Dach über unserem Ideal vom Wohnen


Als sich der Kern unserer Gruppe vor mehr als 12 Jahren formierte, war uns klar, dass einige Herausforderungen vor uns lagen. Dazu gehörte das genaue Konturieren unseres Konzept, die Suche nach einer geeigneten Gesellschaftsform, die Teilhabe, Verwaltung und Finanzierung gemäß unseren Idealen sicherstellen sollte, die Suche nach Mitgliedern, und nicht zuletzt die Suche nach einem Altbau oder Grundstück. Letzteres erwies sich als der schwierigste, zumindest als der langwierigste Teil. Ein zentraler Aspekt unseres Konzepts war und ist eine innerstädtische Lage, die Teilhabe am urbanen Leben in jeder Altersstufe ermöglichen soll. Dass es nicht leicht würde, an ein solches Gebäude oder Grundstück in der erforderlichen Größe und zu einem für uns realistischen Preis zu kommen, war uns angesichts der Entwicklung des Bamberger Immobilienmarktes in den letzten Jahren klar.

Bevor wir das Grundstück in der Tocklergasse erwerben konnten, haben wir Dutzende von Objekten besichtigt und geprüft - Altbauten wie auch Grundstücke für einen Neubau. Zum Greifen nahe schien uns die Realisierung unseres Projekts, als uns die Stadt Bamberg 2007 signalisierte, dass eine städtische Stiftung das ehemalige Waisenhaus am Kaulberg an uns verkaufen könnte. Die Tageszeitung berichtete darüber (s. Artikel). Schließlich aber kam es zu einem Bieterverfahren, und bei unserer Bewerbung um das Objekt kamen wir nicht zum Zuge. Die Stadtbau GmbH Bamberg erwarb das Waisenhaus und richtete darin die neue Jugendherberge ein.

Dennoch war das Waisenhaus ein wichtiger Schritt für unsere Gruppe. Das handfeste Objekt hat dazu beigetragen, unsere Vorstellungen zu konkretisieren und unsere Handlungsfähigkeit als Gesellschaft zu beweisen. Gleichzeitig wurde uns noch klarer als zuvor, dass auf der kommunalpolitischen Ebene noch Überzeugungsarbeit zu leisten war, was den ideellen Gewinn betrifft, den eine Stadt aus einem innovativen Projekt wie dem unseren ziehen kann.

Weil das Waisenhaus für eine wichtige Phase das Objekt unseres Begehrens und unserer Träume wie auch unseres Planungstisches war, sei hier kurz daran erinnert:

Unterer Kaulberg 30

Ehemaliges Waisenhaus


Das Anwesen, das den Status eines Einzeldenkmals besitzt, geht in seiner Funktion als Waisenhaus auf das 16. Jahrhundert zurück. Das heutige Hauptgebäude wurde im Jahr 1671 unter Fürstbischof Philipp Valentin Voit von Rieneck auf den Fundamenten von vier älteren Häusern errichtet. 1776 entstand das Rückgebäude zur Aufnahme von Waisenmädchen. Im Jahr 1931 wurde das Haus neueren Anfordernissen angepaßt, 1965 dann in seiner Funktion als Waisenhaus aufgegeben. Seither im Besitz der Waisenhausstiftung, wird es an gewerbliche Nutzer, Vereine und eine städtische Einrichtung vermietet. Im Mai 2008 wurde es von der Stadt Bamberg zum Verkauf angeboten.

Die Projektgruppe Neue Wege Bamberg  hatte sich unter Verweis auf den hohen gesellschaftlichen Wert der von ihr geplanten Nutzung und ihr denkmalgerechtes Nutzungskonzept um den Kauf beworben. 

Das Anwesen liegt etwa gegenüber dem Schulplätzchen am Unteren Kaulberg (hier zum Lageplan, Luftbild und Kataster). Außer dem von der Straße aus sichtbaren zweigeschoßigen Gebäudeteil gibt es einen dreigeschoßigen Anbau, der sich zu Domgrund hin erstreckt. Die L-förmige Anlage umschließt einen geräumigen Hof mit hölzerner Laube. Das Grundstück umfaßt außerdem einen großen  Garten in Hanglage, der sich bis zum Weg im Domgrund erstreckt. Der Blick von der Rückseite des Gebäudes und vom Garten geht auf den Dom, auf die Reihe der historischen Domherrenhöfe und den grünen Grund.



Die Gruppe vor dem Objekt. Photo: Rainer Scheick & St. Privat

April 2008: Die Projektgruppe (in der damaligen Zusammensetzung und nicht ganz vollständig) vor dem ehemaligen Waisenhaus am Unterer Kaulberg, unserem damaligen Wunschobjekt 


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